Valeska Höhnel
Valeska Sophie Maria Höhnel (geborene Rosenbaum, später Láska van Oestéren; geboren am 26. Februar 1871 in Berlin; gestorben am 14. Juni 1947 in Wien) war eine deutschsprachige Schriftstellerin. Rainer Maria Rilke schrieb ihr 16 Briefe.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Herkunft und Jugend in Berlin
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Valeska stammte aus einer jüdischen Familie. Ihr Vater, Adolph Rosenbaum, war aus Strenze, Kreis Schildberg in der preußischen Provinz Posen, die Mutter Emilie Maria, geborene Fuchs, aus Hamburg. Der Bruder Werner van Oesteren wurde ein erfolgreicher Schriftsteller, außerdem gab es noch eine Schwester. Die Familie lebte in den 1870er Jahren in Berlin und gehörte zur jüdischen Gemeinde.[1]
Leben in Prag, Veleslavín und Wien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Um 1877 zog die Mutter mit den beiden Kindern nach Österreich-Ungarn, wahrscheinlich nach einer Trennung vom Vater. Der erste Aufenthaltsort ist unbekannt. In den nächsten Jahren erwarb sie das Barockschloss Veleslavín (Weleslawin) bei Prag. Der Bruder besuchte eine Volksschule in Prag. Spätestens 1883 wurde der Familienname in Baronin van Oestéren geändert, in diesem Jahr wurden die Geschwister in Wien römisch-katholisch getauft.[2] Spätestens seit 1891 hatte die Mutter auch eine Wohnung in Wien, auch Valeska hielt sich dort öfter auf.
Um 1895 begegnete sie dem jungen Studenten Rainer Maria Rilke, der einige Male auf dem mütterlichen Schloss Veleslavín zu Gast war, da die Eltern sich kannten.[3] Von 1896 sind 16 Briefe von ihm an sie erhalten.[4] In diesen schreibt er ihr unter anderem von seinen Vorstellungen eines Dichterbundes von Gleichgesinnten, in den er sie auch mit einbeziehen würde.[5]
Als Valeska Höhnel in Wien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1909 heiratete Valeska den anerkannten Afrikaforscher Ludwig von Höhnel in Wien. Da der Kaiser über die Heirat seines Flügeladjutanten nicht erfreut war, ließ dieser sich vorzeitig pensionieren und verzichtete auf alle seine Ämter und weitere Expeditionen.[6] In den 1920er Jahren verarmte das Ehepaar durch die Inflation und erhielt zeitweise finanzielle Unterstützung durch Freunde.
Nach dem Tode des Ehemanns im Jahre 1942 wurde durch aufwändige behördliche Forschungen festgestellt, dass Valeska Höhnel Jüdin war, was zu dieser Zeit unbekannt war. Daraufhin wurde die umfangreiche und wertvolle völkerkundliche Sammlung ihres Ehemanns, deren rechtliche Eigentümerin sie war, beschlagnahmt und an das Völkerkundemuseum in Wien gebracht.
Sie selbst wohnte weiterhin in Wien und starb am 14. Juni 1947 in ihrer Wohnung.
Publizistisches Schaffen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von Láska van Oesteren sind einige kurze Erzählungen sowie mehrere Liedtexte für Operetten aus der Zeit um 1894 in Prag erhalten.[7] Außerdem schrieb sie Feuilletons für die deutschsprachige Tageszeitung Bohemia und weitere Zeitschriften in Prag.[8] Sie war Mitglied im Verein der Künstlerinnen und Schriftstellerinnen in Wien seit 1891.[9] Von ihr ist eine Photographie erhalten.[10]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Rainer Maria Rilke: Briefe an Baronesse von Oe. Verlag der Johannispresse, New York 1945 S. 11f.
- Gabriele Anderi: Provenienzforschung am Völkerkundemuseum in Wien. In: Archiv für Völkerkunde. 59/60. 2009. S. 1–57, hier S. 43–46; mit biographischen Angaben
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Siehe auch Berliner Adressbücher, möglicherweise Rosenbaum, Schneidereiwaren
- ↑ Anna L. Staudacher, Jüdische Konvertiten in Wien (1782–1914), in Anzeiger der historisch-philosophischen Klasse, 141/1, Verlag der ÖAW, Wien, 2006, S. 105–160, hier S. 121 Anm. PDF, in der päpstlichen Nuntiaturkapelle Am Hof in Wien (TM 1883/05/20, Taufmatrikel)
- ↑ Erich Unglaub (Bearb.): Rilkes Prager Erzählungen. Treffen der Rilke-Gesellschaft, Bad Harzburg, 2019, S. 6–8 (PDF); Bericht von Siegfried Trebitsch über ein Fest auf dem Schloss Veleslavín, an dem sie auch kurz erwähnt wurde
- ↑ Rainer Maria Rilke, Briefe an Baronesse von Oe, New York 1945
- ↑ Löwenstein, Poetik, 2004, S. 99–101
- ↑ Peter Autengruber, u. a.: Umstrittene Wiener Straßennamen. 1. Ergänzungsband, [ohne Jahr], S. 85 (PDF)
- ↑ Heinrich Teweles: Prager Dichter. Prag 1894, mit drei Kurzerzählungen von ihr; auch ISMLP und Lieder.net
- ↑ Rainer Marie Rilke, Briefe an Baronesse von Oe, 1945, S. 10f., erwähnte dieses zweimal, auch Sophie Pataky: Lexikon deutscher Frauen der Feder. Band 2. 1898, mit sehr kurzer Erwähnung
- ↑ Marianne Baumgartner, Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien, Mietgliederverzeichnis
- ↑ Rilkes Prager Erzählungen, Bad Harzburg, 2019, PDF, Titelseite (nicht online abgedruckt)
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Höhnel, Valeska |
| ALTERNATIVNAMEN | Höhnel, Valeska Sophie Maria (vollständiger Name); Rosenbaum, Valeska (Geburtsname); Oestéren, Láska van |
| KURZBESCHREIBUNG | deutschsprachige Schriftstellerin |
| GEBURTSDATUM | 26. Februar 1871 |
| GEBURTSORT | Berlin |
| STERBEDATUM | 14. Juni 1947 |
| STERBEORT | Wien |