Tegengrenit

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Tegengrenit
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1999-002[1]

IMA-Symbol

Teg[2]

Chemische Formel
  • (Mn3+0,5Sb5+0,5)Mg2+2O4[3]
  • (Mg2+,Mn2+)2Sb5+0,5(Mn3+, Si, Ti)0,5O4[4]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide und Hydroxide
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

IV/B.05-65[5]

4.BB.20[6]
07.02.13.02
Kristallographische Daten
Kristallsystem trigonal[7]
Kristallklasse; Symbol trigonal-rhomboedrisch; 3[7]
Raumgruppe R3 (Nr. 148)Vorlage:Raumgruppe/148
Gitterparameter a = 16,0285(9) Å; c = 14,8144(8) Å[8]
Formeleinheiten Z = 42[8]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte Bitte ergänzen!
Dichte (g/cm3) berechnet: 4,58(1)[4]
Spaltbarkeit fehlt[4]
Bruch; Tenazität muschelig[4]
Farbe dunkel rubinrot; im Auflicht grau mit orange-roten Innenreflexen[4]
Strichfarbe Bitte ergänzen!
Transparenz durchscheinend[4]
Glanz Diamantglanz[4]
Kristalloptik
Brechungsindex n = berechnet: 1,92(2)[4]

Das Mineral Tegengrenit ist ein sehr selten vorkommendes Oxid aus der Spinell-Supergruppe mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung (Mn3+0,5Sb5+0,5)Mg2+2O4. Es kristallisiert mit trigonaler Symmetrie und tritt in Form rubinroter, oktaederförmiger Kristalle von bis zu 1 mm Größe auf.[4]

Typlokalität sind die Skarne der Jakobsberg-Eisen-Mangan-Lagerstätte bei Filipstad im mittelschwedischen Bergbaugebiet Bergslagen in der historischen Provinz Värmland, Schweden.[4][9]

Etymologie und Geschichte

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1988 beschrieb eine Arbeitsgruppe um Pete J. Dunn den Spinell Filipstadit in Proben aus Långban.[10] Ein zweites Vorkommen von Filipstadit beschrieben Dan Holtstam und Mitarbeiter fünf Jahre später. In Proben aus der kleinen Grube Jakobsberg, in der zwischen 1891 und 1918 sporadisch Manganerz abgebaut wurde, beschrieben sie neben Filipstadit eine weitere, ähnliche Phase X, die sie nicht genauer charakterisieren konnten. Ein besseres Handstück mit größeren Kristallen der „Phase X“ wurde von dem Mineraliensammler Torbjörn Lorin aus Örebro auf den Halden der Grube gefunden und ermöglichte Dan Holstam und Ann-Kristin Larsson im Jahr 2000 eine genaue Beschreibung dieser Phase. Den neuen Spinell benannten sie nach dem finnisch-schwedischen Montangeologen Felix Tegengren (1884–1980).[4]

Das Typmaterial (Holotyp) des Minerals wird im Naturhistoriska riksmuseet in Stockholm (Schweden) unter den Katalog-Nr. 980408 aufbewahrt.[4]

Die aktuelle Klassifikation der IMA zählt den Tegengrenit zur Spinell-Supergruppe, wo er zusammen mit Ahrensit, Brunogeierit, Qandilit, Ringwoodit, Filipstadit und Ulvöspinell die Ulvöspinell-Untergruppe innerhalb der Oxispinelle bildet.[11]

Da der Tegengrenit erst 1987 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der seit 1977 veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich im Aufbau noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. IV/B.05-65. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort der Abteilung „Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 3 : 4 (Spinelltyp M3O4 und verwandte Verbindungen)“, wo Tegengrenit zusammen mit Harmunit, Hausmannit, Hetaerolith, Hydrohetaerolith, Iwakiit, Marokit, Filipstadit, Wernerkrauseit und Xieit die unbenannte Gruppe IV/B.05 bildet.[5]

Die von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Tegengrenit ebenfalls in die Abteilung der Oxide mit Stoffmengenverhältnis „Metall : Sauerstoff = 3 : 4 und vergleichbare“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen, sodass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Chromit, Cochromit, Coulsonit, Cuprospinell, Filipstadit, Franklinit, Gahnit, Galaxit, Hercynit, Jakobsit, Magnesiochromit, Magnesiocoulsonit, Magnesioferrit, Magnetit, Manganochromit, Nichromit (N), Qandilit, Spinell, Trevorit, Ulvöspinell, Vuorelainenit und Zincochromit die „Spinellgruppe“ mit der Systemnummer 4.BB.05 bildet.[6]

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Tegengrenit die System- und Mineralnummer 07.02.13.02. Dies entspricht ebenfalls der Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort der Abteilung „Mehrfache Oxide“, wo das Mineral zusammen mit Filipstadit in der unbenannte Gruppe 07.02.13 innerhalb der Unterabteilung „Mehrfache Oxide (A+B2+)2X4, Spinellgruppe“ zu finden ist.

Reiner Tegengrenit hat die Zusammensetzung (Mn3+0,5Sb5+0,5)Mg2+2O4.[3] Für den Tegengrenit aus der Typlokalität wird folgende Zusammensetzung angegeben:

  • (Sb5+0,50Mn3+0,23Si4+0,06Ti4+0,04Al3+0,03Fe0,02)Mg2+1,22Mn2+0,82Zn2+0,07O4[4]

Kristallstruktur

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Tegengrenit kristallisiert mit trigonaler Symmetrie der R3 (Nr. 148)Vorlage:Raumgruppe/148 und den Gitterparametern a = 16,0285(9) Å und c = 14,8144(8) Å und 42 Formeleinheiten pro Elementarzelle mit der Struktur von Spinell.[4]

Bildung und Fundorte

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Tegengrenit wurde bislang (2024) ausschließlich in Manganlagerstätten des Långban-Typs in Schweden gefunden. Die marinen Kalksteine, die zusammen mit Vulkaniten auftreten, wurden zunächst metamorph verändert. Bei den maximal auftretenden Bedingungen der Amphibolit-Fazies von 2 kbar und 650 °C bildete sich zunächst Hausmannit. Bei sinkenden Temperaturen und Drucken kristallisierte Tegengrenit oft direkt auf Hausmannit oder isoliert in Calcit.[4]

In der Typlokalität von Tegengrenit, der Jakobsberg-Eisen-Mangan-Lagerstätte bei Filipstad im mittelschwedischen Bergbaugebiet Bergslagen in der historischen Provinz Värmland in Schweden, tritt Tegengrenit zusammen mit Haumannit, Calcit, Brucit, Klinohumit, Dolomit, Kupfer, Kinoshitalit, Bindheimit, Barytocalcit und Cerussit auf.[4]

Auch die beiden weiteren dokumentierten Vorkommen, die Grube Långban und das Nordmark Odal Feld, liegen in der Gemeinde Filipstad.[9]

  • Pete J. Dunn, Donald R. Peacor, Allan J. Criddle, Chris J. Stanley: Filipstadite, a new Mn-Fe3+-Sb derivative of spinel, from Långban, Sweden. In: American Mineralogist. Band 73, 1988, S. 413–419 (englisch, rruff.info [PDF; 694 kB; abgerufen am 27. Dezember 2023]).
  • Richard V. Gaines, H. Catherine W. Skinner, Eugene E. Foord, Brian Mason, Abraham Rosenzweig: Dana’s New Mineralogy. 8. Auflage. John Wiley & Sons, New York u. a. 1997, ISBN 0-471-19310-0, S. 310.
  • Paola Bonazzi, Laura Chelazzi, Luca Bindi: Superstructure, crystal chemistry, and cation distribution in filipstadite, a Sb5+-bearing, spinel-related mineral. In: American Mineralogist. Band 98, Nr. 2–3, 2013, S. 361–366, doi:10.2138/am.2013.4259 (englisch).

Einzelnachweise

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  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: November 2023. (PDF; 3,8 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, November 2023, abgerufen am 25. Juni 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b Ferdinando Bosi, Cristian Biagioni, Marco Pasero: Nomenclature and classification of the spinel supergroup. In: European Journal of Mineralogy. Band 31, Nr. 1, 12. September 2018, S. 183–192, doi:10.1127/ejm/2019/0031-2788 (englisch).
  4. a b c d e f g h i j k l m n o p Dan Holstam, and Ann-Kristin Larsson: Tegengrenite, a new, rhombohedral spinel-related Sb mineral from the Jakobsberg Fe-Mn deposit, Värmland, Sweden. In: American Mineralogist. Band 85, Nr. 9, 2000, S. 1315–1320, doi:10.2138/am-2000-8-926 (englisch, rruff.info [PDF]).
  5. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  6. a b Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 25. Juni 2024 (englisch).
  7. a b Tegengrenite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 25. Juni 2024 (englisch).
  8. Paola Bonazzi, Luca Bindi: Determination of the tegengrenite superstructure: another case of tetrahedral Mn3+ in spinel-type minerals? In: Mineralogical Magazine. Band 79, Nr. 2, 2015, S. 425–436, doi:10.1180/minmag.2015.079.2.19 (englisch).
  9. a b Fundortliste für Tegengrenit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 21. Juni 2024.
  10. Pete J. Dunn, Donald R. Peacor, Alan J. Criddle, Chris J. Stanley: Filipstadite, a new Mn-Fe3+-Sb derivative of spinel, from Långban, Sweden. In: American Mineralogist. Band 73, Nr. 3-4, 1988, S. 413–419 (englisch, minsocam.org [PDF; 676 kB; abgerufen am 21. Juni 2024]).
  11. Cristian Biagioni, Marco Pasero: The systematics of the spinel-type minerals: An overview. In: American Mineralogist. Band 99, Nr. 7, 2014, S. 1254–1264, doi:10.2138/am.2014.4816 (englisch, Vorabversion online [PDF]).