Nikodemus Schnabel

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Abtswappen von Nikodemus Schnabel OSB

Nikodemus Claudius Schnabel OSB (* 11. Dezember 1978 in Stuttgart als Claudius Schnabel) ist ein deutscher Ordensgeistlicher, Ostkirchenexperte und Abt der Dormitio-Abtei in Jerusalem.

Schnabel wurde evangelisch getauft und wuchs als Scheidungskind bei seiner Mutter, einer Schauspielerin, auf.[1] Im Alter von 13 Jahren kam er zum römisch-katholischen Glauben.[2] Nach dem Abitur 1998 an der Rabanus-Maurus-Schule/Domgymnasium in Fulda studierte er Philosophie und Katholische Theologie in Fulda, München, Münster und Jerusalem.[3] Seine Diplomarbeit schrieb er 2002 an der Ludwig-Maximilians-Universität München über Die liturgischen Gewänder und Insignien des Diakons, Presbyters und Bischofs in den Kirchen des byzantinischen Ritus. 2003 trat er in die Benediktinerabtei der Dormitio auf dem Berg Zion in Jerusalem ein und nahm den Ordensnamen Nikodemus an. 2004 legte er seine zeitliche Profess ab. 2009 folgte die feierliche Profess sowie auch die Weihe zum Diakon. Am 15. September 2013 empfing er die Priesterweihe.[2] 2013 wurde er mit einer liturgiewissenschaftlichen Arbeit über die liturgische Verehrung der Heiligen des Alten Testaments in der lateinischen Kirche bei Hans-Jürgen Feulner an der Universität Wien promoviert; die Dissertation wurde 2014 mit dem Dissertationspreis der Katholischen-Theologischen Fakultät der Universität Wien ausgezeichnet.[4]

Nikodemus Schnabel ist Auslandsseelsorger für die deutschsprachigen Katholiken in Israel und Palästina. Er leitet die theologische Bibliothek der Abtei und des Theologischen Studienjahrs Jerusalem und ist Schriftleiter des „Jerusalemer Theologischen Forums“.

Nach einer einwöchigen Visitation des Klosters durch Abtpräses Ansgar Schmidt erfolgte am 26. August 2016 die Ernennung von Nikodemus Schnabel zum Prior-Administrator der Dormitio für die Dauer von 18 Monaten. Als Prior-Administrator hatte er dieselben Rechte und Pflichten wie ein Abt, darf aber keine Pontifikalien tragen.[5] 2018 wurde Bernhard Maria Alter zum neuen Abt als Nachfolger von Gregory Collins gewählt.[6] Während der Leitung von Schnabel wurde die Abtei Opfer von Übergriffen extremistischer Juden und mehrerer Brandanschläge. Dabei entstanden Sachschäden in Millionenhöhe und Personenschäden.[7] Zudem lukrierte Schnabel finanzielle Mittel für die Renovierung der 1910 geweihten Anlage der Dormitio durch die deutsche Bundesregierung.[7]

Im Frühjahr 2020 lebte Pater Nikodemus im Benediktinerprioriat Saint-André de Clerlande in Ottignies-Louvain-la-Neuve, einer Universitätsstadt in der französischsprachigen belgischen Provinz Wallonisch-Brabant. Unter anderem absolvierte er einen Sprachkurs in der französischen Sprache. Seit Sommer 2020 ist Pater Nikodemus für das Theologische Studienjahr Jerusalem zuständig, und zwar sowohl als Delegierter der Mutterhochschule, der Benediktineruniversität „Päpstliches Athenaeum Sant’Anselmo“ in Rom als auch als Studienpräfekt und Dozent für Ostkirchenkunde.[8]

Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa OFM, ernannte Schnabel am 2. Juli 2021 zum Patriarchalvikar für die Migranten und Asylsuchende sowie Migrantenseelsorge des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem.[9][10] Das Amt gab er mit seiner Abtsbenediktion am 28. Mai 2023 ab an den indischen Salesianerpater Matthew Marcel Coutinho SDB.[11]

Der Konvent der Dormitio-Abtei wählte Schnabel am 3. Februar 2023 zum Abt.[12] Am Pfingstsonntag, 28. Mai 2023 nahm der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa, in einem Pontifikalamt die Abtsbenediktion vor.[13][14]

Mitgliedschaften und Tätigkeiten

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Schnabel ist seit 2011 Direktor des Jerusalemer Instituts der Görres-Gesellschaft (JIGG). Schnabel gilt als Experte für Ostkirchen und engagiert sich seit 2007 für Pro Oriente, einer Plattform für den Dialog der römisch-katholischen Kirche und den orthodoxen und orientalisch-orthodoxen Kirchen. 2016 wurde er von Christoph Kardinal Schönborn offiziell zum Konsultor der Stiftung Pro Oriente ernannt.

Weil es Schnabel gelang, die Dormitio-Abtei im Koalitionsvertrag der 19. Wahlperiode des Bundestages unterzubringen, sei er, so Fabian Klask in der Wochenzeitung Die Zeit, „der beste Lobbyist“ bei den Koalitionsverhandlungen 2017/18 gewesen.[15]

Von Oktober 2018 bis Oktober 2019 war Schnabel als Berater in dem neu geschaffenen Referat „Religion und Außenpolitik“ im Auswärtigen Amt in Berlin tätig. Das Amt war auf ein Jahr mandatiert und fand im Rahmen seines Sabbaticals als ehemaliger höherer Oberer statt.[16]

2015 wurde er durch Fouad Twal, den Lateinischen Patriarchen von Jerusalem und Großprior des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem in den Orden aufgenommen. Er ist zudem Mitglied des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande und seit 1998 Mitglied der katholischen Studentenverbindungen KDStV Adolphiana Fulda und der KDStV Vindelicia zu München. Seit 2021 ist er Mitglied der KAV Capitolina Rom, alle im CV.

Medientätigkeiten

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In Deutschland wurde er durch sein Buch Zuhause im Niemandsland. Mein Leben im Kloster zwischen Israel und Palästina und viele Hörfunk- und Fernsehauftritte (u. a. NDR DAS! am 22. September 2015,[17] SWR1 Leute Night am 16. Oktober 2015,[18] Deutsche Welle am 4. Dezember 2015,[19] Münchner Stadtrundgang am 21. Januar 2016,[20] BR Nachtlinie am 25. Januar 2016,[21] BR Fernsehen am 10. April 2020[22]) bekannt.

In Zusammenarbeit mit Markus Lanz entstanden unter anderem die ZDF-Produktionen, die über die heiligen Stätten der Christenheit in Israel und im Westjordanland sowie in Rom berichteten:

  • „Stationen einer Reise durch das Heilige Land“ (5-teilig; 2016)[23]
  • „Mit Markus Lanz im Heiligen Land“ (2017)[24]
  • „Mit Markus Lanz im Heiligen Land“ (2018)[25]
  • „Mit Markus Lanz in der Ewigen Stadt“ (2019)[26]

Ab März 2018[27] war Nikodemus Schnabel Moderator in der ZDF-Sendung Ein guter Grund zu feiern, die bis Dreikönig 2022 gesendet wurde.

Seit März 2020 beantwortet Schnabel ihm zugesandte Fragen im Podcast Wie mir der Schnabel gewachsen ist.

Er ist einer der Autoren der Welt-am-Sonntag-Kolumne Die Gretchenfrage.

Kontroverse um die Klagemauer

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Im Juli 2023, wurde Schnabel beim Überqueren eines öffentlichen Platzes außerhalb der Klagemauer in Jerusalem von einer israelischen Beamtin der Western Wall Heritage Foundation aufgefordert, seine Kreuz-Halskette zu verstecken, solange er sich an diesem Standort befinde. Die Beamtin sagte, das Kreuz sei „wirklich groß und unpassend für diesen Ort. Es ist ein jüdischer Ort, das müssen Sie respektieren.“ Sie habe auch gesagt, das Verbot sei eine neue Regelung.[28] Dieses Vorfall geschah inmitten einer zunehmenden antichristlichen Stimmung unter Haredi-Juden und religiösen Zionisten in Jerusalem, die sich unter anderem darin äußerte, dass christliche Geistliche und Touristen bespuckt, christliche Gräber geschändet, Priester angegriffen und christliche Stätten verwüstet wurden.[29][30] Schnabel sagte, dass die israelische Regierung den religiösen Pluralismus auf dem Gelände nicht akzeptiere und dass Christen, Muslime und bestimmte jüdische Sekten von der israelischen Regierung keinen Respekt für ihre religiösen Überzeugungen erhielten.[31] Als Antwort auf die Kritik erklärte die Stiftung, es gebe keine Vorschriften, aber „der Platzanweiser [...] fragte höflich, ob es möglich sei, das Kreuz abzudecken, um Unannehmlichkeiten zu vermeiden, wie sie in letzter Zeit in der Altstadt aufgetreten sind, aus dem Wunsch heraus, sowohl den Besucher als auch die Stätte zu respektieren. Als er sich weigerte, wurde ihm der Zutritt natürlich nicht verweigert, und die Platzanweiserin respektierte die Entscheidung und setzte ihren Weg fort.“[29]

Veröffentlichungen (Auswahl)

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  • Die liturgischen Gewänder und Insignien des Diakons, Presbyters und Bischofs in den Kirchen des byzantinischen Ritus. Echter Verlag, Würzburg 2008, ISBN 978-3-429-03002-5.
  • Laetare Jerusalem. Festschrift zum 100jährigen Ankommen der Benediktinermönche auf dem Jerusalemer Zionsberg. Aschendorff Verlag, 2006, ISBN 978-3-402-07509-8.
  • Um Zions willen, Top Touch Jerusalem 2010, ISBN 978-965-7373-00-2 (deutsch)
  • For Zion’s sake, Top Touch Jerusalem 2010, ISBN 978-965-7373-01-9 (englisch)
  • Die liturgische Verehrung der Heiligen des Alten Testaments in der lateinischen Kirche. Versuch einer historischen und ökumenischen Spurenlese., Wien 2013 (Dissertation)
  • Zuhause im Niemandsland. Mein Leben im Kloster zwischen Israel und Palästina., Herbig-Verlag München 2015, ISBN 978-3-7766-8200-7
  • (Hrsg.), Katharina D. Oppel (Hrsg.), Joachim Braun (Hrsg.), Nikolaus Egender (Autor), Vermächtnis Heiliges Land (= Festgabe zum 95. Geburtstag) (= Jerusalemer Theologisches Forum, Band 30), Aschendorff Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-402-11043-0.
  • mit Sascha Hellen: #FragEinenMönch: 100 Fragen (und unzensierte Antworten), Adeo-Verlag 2021, ISBN 978-3-86334-309-5
Commons: Nikodemus Schnabel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Nikodemus Schnabel: Zuhause im Niemandsland. S. 93.
  2. a b Nikodemus Schnabel: Zuhause im Niemandsland. S. 97.
  3. Bruder Nikodemus – Von Fulda nach Jerusalem: Ein Mönch stellt sich vor. In: Osthessen-News. 12. August 2013, abgerufen am 11. Februar 2023.
  4. Nikodemus Schnabel erhält Preis für seine Dissertation. In: goerres-gesellschaft-rom.de. 25. März 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. August 2016; abgerufen am 4. Februar 2023.
  5. Pater Nikodemus ist Prior-Administrator der Dormitio. In: dormitio.net. 26. August 2016, abgerufen am 29. August 2016.
  6. Björn Odendahl: Benediktiner wählen Einsiedler zum neuen Abt. In: katholisch.de. 20. Februar 2018, abgerufen am 4. Februar 2023.
  7. a b Andrea Krogmann: Jerusalemer Benediktiner haben neuen Abt. In: die-tagespost.de. 21. Februar 2018, abgerufen am 4. Februar 2023.
  8. Stefan von Kempis: Wegen Corona: Studienjahr kann nicht in Jerusalem starten. In: vaticannews.va. 18. August 2020, abgerufen am 16. November 2020.
  9. Pierbattista Pizzaballa: New priests’ assignments in the Latin Patriarchate of Jerusalem 2021. In: lpj.org. 2. Juli 2021, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. Juli 2021; abgerufen am 5. Juli 2021 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lpj.org
  10. Deutscher Benediktiner übernimmt Migrantenseelsorge in Israel. In: Domradio. 5. Juli 2021, abgerufen am 4. Februar 2023.
    Vicariate For Migrants and Asylum Seekers (VMAS). In: lpj.org. Abgerufen am 13. Juli 2021 (englisch).
  11. Nachfolger von Abt Nikodemus Schnabel. In: domradio.de. 29. Mai 2023, abgerufen am 30. Mai 2023.
  12. Matthias Altman: Nikodemus Schnabel wird neuer Abt der Dormitio in Jerusalem. In: katholisch.de. 3. Februar 2023, abgerufen am 3. Februar 2023.
  13. Domradio: Weihe von Nikodemus Schnabel zum neuen Dormition Abt
  14. BR24: Ein deutscher Abt in Jerusalem: Nikodemus Schnabel
  15. Fabian Klask: Regierungsbildung: So kam die Religion in den Koalitionsvertrag. In: Die Zeit. 12/2018, 15. März 2018, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. März 2018; abgerufen am 4. Februar 2023.
  16. Johannes Schröer: Was macht ein Mönch im Auswärtigen Amt in Berlin? Im Habit unter Politikern und Diplomaten. In: Domradio. 13. Juli 2019, abgerufen am 4. Februar 2023 (Interview mit Nikodemus Schnabel).
  17. DAS! Pater Nikodemus Schnabel zu Gast. In: NDR.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. September 2015; abgerufen am 5. Februar 2023.
  18. Pater Nidodemus Schnabel: Zuhause im Niemandsland. In: ARD Mediathek. 16. Oktober 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. Mai 2016; abgerufen am 17. Mai 2016.
  19. Klaus Krämer: Pater Nikodemus: „Ich bin unfähig, im Nahost-Konflikt einseitig zu sein“. In: Deutsche Welle. 4. Dezember 2015, abgerufen am 5. Februar 2023.
  20. Pater Nikodemus Schnabel, MOB. In: München TV. 21. Januar 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. April 2016; abgerufen am 5. Februar 2023.
  21. Nachtlinie: Mit Pater Nikodemus Schnabel. In: BR.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. Januar 2016; abgerufen am 5. Februar 2023.
  22. Spurensuche in Jerusalem. In: br.de. 24. Februar 2020, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. April 2020; abgerufen am 5. Februar 2023.
  23. Stationen einer Reise durch das Heilige Land. In: zdf.de. 25. Dezember 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. Februar 2018; abgerufen am 5. Februar 2023.
  24. Mit Markus Lanz im Heiligen Land. In: zdf.de. 20. Dezember 2017, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. Januar 2022; abgerufen am 5. Februar 2023.
  25. Mit Markus Lanz im Heiligen Land. In: zdf.de. 20. Dezember 2018, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. August 2020; abgerufen am 5. Februar 2023.
  26. Mit Markus Lanz in der Ewigen Stadt. In: zdf.de. 25. Dezember 2019, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. Februar 2020; abgerufen am 5. Februar 2023.
  27. „Ein guter Grund zu feiern“ zu Mariä Himmelfahrt im ZDF. In: zdf.de. 13. August 2018, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. September 2018; abgerufen am 5. Februar 2023.
  28. Christoph Schult: „Forschungsministerin @starkwatzinger erlebt am Mittwochmorgen in Jerusalem mit, wie Abt @PaterNikodemus auf dem Platz vor der Klagemauer (außerhalb der Gebetszone) aufgefordert wird, sein Kreuz abzunehmen. Die Offizielle sagt, es handele sich um eine neue Regelung. @derspiegel“ Twitter, 19. Juli 2023.
  29. a b Tzvi Joffre: Catholic abbot told to cover cross at Western Wall In: The Jerusalem Post, 19. Juli 2023 (englisch). 
  30. Christa Pongratz-Lippitt: Israeli foundation apologises for telling abbot to hide cross on visit to Western Wall Wall [sic] In: The Tablet, 24. Juli 2023 (englisch). 
  31. Attila Somfalvi, Alexandra Lukash: Abbot asked to remove his cross: Government does not accept Jerusalem as holy to 3 religions In: Ynetnews, 20. Juli 2023 (englisch). 
VorgängerAmtNachfolger
Rafic NahraPatriarchalvikar für die Migranten und Asylsuchenden sowie Migrantenseelsorge im Lateinischen Patriarchat von Jerusalem
2021–2023
Matthew Marcel Coutinho SDB
Bernhard Maria Alter OSBAbt der Dormitio-Abtei
seit 2023