Makramee

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Kunstvoll geknüpfte Gürtel aus Mexiko
Macramé-Eulen

Makramee (spanische Schreibweise Macramé) bezeichnet eine aus dem Orient stammende Knüpftechnik zur Herstellung von Ornamenten, Textilien oder Schmuck. Spanisch macramé stammt vom arabischen migramah ab. Im arabischen Sprachgebrauch steht dies für „weben“.[1] Dagegen steht مقرمة / miqrama für „geknüpfter Schleier“. Macramé-Knotenkunstwerke reichen von Ausmaßen um wenige Zentimeter bis zu zehn Metern.

Anders als beim Stricken und Häkeln hat sich beim Makramee eine Notation – mit standardisierten Symbolen für individuelle Knoten – bis heute nicht durchgesetzt.[2]

Mit den Kreuzrittern und den Mauren (über Spanien) gelangte diese Technik nach Europa. Hier erlebte sie seitdem mehrere Blütezeiten, in denen zum Teil sehr feine Knotarbeiten entstanden. Die letzte Blütezeit in Deutschland lag in den 1970er Jahren, mit meist sehr rustikal anmutenden Arbeiten.

Zu finden als

  • Chinesisches Macramé, das Glück zu Neujahr bringen soll
  • Macramé-Eulen, eine traditionelle Form des Macramé
  • Tischdecken, Gürtel, Wandbehänge u. v. m.
  • Lateinamerikanisches Macramé, vor allem Schmuck (Armbänder, Ketten usw.)
  • Uniformschmuckteile, Rangabzeichen

Makrameetechnik

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Trägerfaden und Arbeitsfaden

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Träger- (rot) und Arbeitsfäden (weiß)

Charakteristisch für die meisten Knüpftechniken beim Makramee ist eine funktionale Differenzierung zwischen Trägerfäden (auch: Tragfäden, Leitfäden[3]; engl. filler cords) und Arbeitsfäden (working cords). Trägerfäden sind relativ kurz und bleiben gestreckt; sie tragen Knoten, werden aber nicht selbst geknotet. Arbeitsfäden sind relativ lang und werden an den Trägerfäden entlanggeknotet, wo sie Schlaufen und Knoten bilden. Bei vielen Techniken ist es für die Stabilität des Werkstücks zwingend, dass diese Differenzierung konsequent aufrechterhalten wird; bei manchen anderen Techniken jedoch werden Trägerfäden an bestimmten Stellen selbst zu Arbeitsfäden, und umgekehrt.[4]

Häufig verwendete Arten von Knoten

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Als Basisknoten, mit denen die Fäden an der Arbeitsgrundlage befestigt werden, werden meist Ankerstiche verwendet oder Knoten, die auf Ankerstichen basieren. Technisch handelt es sich beim Ankerstich um zwei gegenläufig ausgeführte halbe Schläge, die aber in einer einzigen Bewegung ausgeführt werden. Weil der Ankerstich seine Festigkeit nur durch Zug gewinnt und in der allerersten Arbeitsphase dazu neigt, sich wieder zu lockern, werden oft Varianten bevorzugt, die auch ohne Zug stabil bleiben. Hier eine Auswahl:

Zur Befestigung von Fäden werden gelegentlich auch andere Knoten, wie etwa der Webeleinenstek, verwendet.[5]

Halbe Schläge und halbe Knoten

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Halber Schlag
Halber Schlag
Halber Knoten
Halber Knoten

Die meisten Knoten, die beim Makramee verwendet werden, basieren entweder auf halben Schlägen oder halben Knoten:

Halber Schlag
Der Arbeitsfaden wird um den Trägerfaden herumgelegt. Im Normalfall wird der Arbeitsfaden dabei zunächst vor den Trägerfaden gelegt und dann erst rückseitig darum herumgeführt.
Halber Knoten
Zwei Arbeitsfäden werden umeinander gelegt.
Varianten der Ausführung
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Beide dieser Knoten können auf unterschiedliche Weise ausgeführt werden. Bei manchen Techniken ist dies eine reine Frage der persönlichen Gewohnheit, wobei es z. B. für Rechtshänder tendenziell günstig ist, den Trägerfaden mit der linken Hand zu führen und den Arbeitsfaden mit der rechten. Bei anspruchsvolleren Arbeiten dagegen kommt es für das Ergebnis genau auf die Art der Ausführung an.

Paarige und serielle Verwendung der Grundknoten
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Sowohl halbe Schläge als auch halbe Knoten werden beim Makramee oft paarweise ausgeführt:

Rippenknoten und andere Paare aus halben Schlägen
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Zwei identisch ausgeführte halbe Schläge ergeben einen Rippenknoten (engl. clove hitch knot). Wenn identisch ausgeführte halbe Schläge in größerer Zahl ausgeführt werden, dreht das Werkstück sich unter bestimmten Umständen (in linearen Werkstücken, nicht aber in flächigen, in denen eine „Rippe“ mehrere Träger- oder Arbeitsfäden enthält) zur Helix. Dabei hängt die Drehrichtung von der Ausführung der halben Schläge ab.

Als „Rückwärtsknoten“ (auch „Linksknoten“, „P-Knoten“) bezeichnet man beim Makramee einen Rippenknoten, bei dem der Tragfaden links und der Arbeitsfaden rechts liegt. Im umgekehrten Fall spricht man von einem „Vorwärtsknoten“ (auch: „Rechtsknoten“, „4-Knoten“).[3]

Für Paare aus zwei gegenläufig ausgeführten halben Schlägen findet sich gelegentlich die Bezeichnung „Ankerstich senkrecht“ (engl. vertical lark's head knot).[6][7]

Hier einige häufig verwendete Techniken, die auf Paaren aus halben Schlägen basieren:

Auf einzelnen halben Schlägen basieren u. a. die folgenden Techniken:

Altweiberknoten und Kreuzknoten
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Zwei identisch ausgeführte halbe Knoten ergeben einen Altweiberknoten (beim Makramee oft als „Wellenknoten“ bezeichnet). Ähnlich wie seriell ausgeführte halbe Schläge drehen auch seriell ausgeführte identische halbe Knoten bzw. identische Altweiberknoten sich zur Helix.

Zwei gegenläufig ausgeführte halbe Knoten ergeben einen Kreuzknoten.

Viele Variationen des Altweiberknotens und des Kreuzknotens werden, um besser zur Geltung zu kommen, meist doppelfädig ausgeführt:

Altweiberknoten und Kreuzknoten an Trägerfäden
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Viele Makrameetechniken bestehen darin, dass Altweiberknoten und/oder Kreuzknoten an Trägerfäden ausgeführt werden:

Die Trägerfäden werden hier u. a. deshalb verwendet, weil sie zusätzliche Stabilität und Masse geben. Auch erhöhen sie die Zahl der Fäden, was für das Gesamtdesign in vielen Fällen notwendig ist. Zu den weiteren Gründen, Trägerfäden zu verwenden, zählt, dass sie es erlauben, dass die Arbeitsfäden in Schlaufen gelegt werden; auch erleichtern sie das Einarbeiten von Perlen.

Knoten, die auf Überhandknoten basieren

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Über­hand­knoten

Gelegentlich werden beim Makramee auch Knoten verwendet, die auf Überhandknoten basieren. Beispiele:

Weitere Techniken

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Eine Flechttechnik

Vereinzelt werden beim Makramee auch Flechttechniken eingesetzt.

Anwendungsbeispiel: Gürtel

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Mit zehn Arbeitsfäden (blau) und einem Trägerfaden (orange): Die Arbeitsfäden liegen längs zum Betrachter und der Trägerfaden quer über ihnen. Oben und unten sind die Gürtel durch einen gelben „Randfaden“ begrenzt.

Einzelnachweise

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  1. J. C. Turner, Peter van de Griend: History and Science of Knots, S. 336.
  2. Standard symbols for macrame patterns. Abgerufen am 13. Juni 2024.
  3. a b Makramee-ABC. Abgerufen am 10. Juni 2024.
  4. Stacy Fisher: How to Macramé: 7 Basic Knots to Master. Abgerufen am 10. Juni 2024.
  5. Clove Hitch. Abgerufen am 10. Juni 2024.
  6. Makramee Knoten – Anleitung für verschiedene Knotenarten. Abgerufen am 11. Juni 2024.
  7. The Vertical Lark's Head knot. Abgerufen am 11. Juni 2024.
  • Knorr, Elfride: Neue Muster für Macrame-Knüpfarbeit. Leipzig, G. Hedeler 1910. 12 Blätter und 12 Tafeln. (2. Aufl. 1913, 3. Aufl. 1922.)
  • Knorr, Elfride: Lehrbuch für Macrame-Knüpfarbeit. Leipzig 1911. 23 Seiten, illustriert.
  • Andersen, Eva: Makramee als Kunst und Hobby, Falken Verlag 1980, ISBN 3-8068-4085-7.
  • Willsmore, Heidy: Macramé, A Comprehensive Guide, Faber and Faber Ltd. 1979, ISBN 0-571-11310-9.
  • J. C. Turner, Peter van de Griend: History and Science of Knots. World Scientific Publishing Co. Pte. Ltd. Singapore, New Jersey, London, Hongkong, 1996, ISBN 981-02-2469-9.
  • Bonny Schmid-Burleson: Kreatives Makramee, Ravensburg 1974, ISBN 3-473-45400-1
Wiktionary: Macramé – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Macramé – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Knoten in Kunst und Dekoration – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien