Ludwig Bohnstedt

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Ludwig Bohnstedt

Franz Ludwig Carl Bohnstedt (* 27. Oktober 1822 in Sankt Petersburg; † 3. Januar 1885 in Gotha) war ein deutscher Architekt. Im ersten Architekturwettbewerb für das Reichstagsgebäude im Jahr 1872 wurde sein Entwurf mit dem ersten Preis ausgezeichnet, jedoch nicht ausgeführt, weil er kein Berliner war.[1] Darüber hinaus entwarf Bohnstedt zahlreiche Bauten in Thüringen.

Bohnstedts Entwurf des Reichstagsgebäudes
Gothaer Privatbank (1873–1877)

Als Sohn deutscher Einwanderer wurde Bohnstedt in Sankt Petersburg geboren. 1839 begann er an der Universität Berlin ein Studium der Philosophie, jedoch wechselte er bald zur Architektur. Nach dem Studium kehrte er 1843 nach Sankt Petersburg zurück, wo er als Architekt tätig war. Die russische Großfürstin Helene ernannte ihn zum Hofarchitekten. 1851–1854 agierte er als Oberarchitekt der russischen Regierung, 1858 als Hofrat und Professor an der Petersburger Kunstakademie.

Am 12. Dezember 1850 heiratete er in Sankt Petersburg Olga, geb. van der Vliet (1833–1906), mit der er fünf überlebende Kinder hatte: den Manufakturdirektor in St. Petersburg Ernst Bohnstedt (1851–1908), den Architekten Alfred Bohnstedt (1854–1906), die Malerin Ida Bohnstedt (* 17. März 1858 in Sankt Petersburg; † 16. September 1916 in Gotha)[2] und die ebenfalls unverheirateten Töchter Olga (1856–1937) und Ella (1865–1945).

1862 übersiedelte er mit seiner Familie in die Residenzstadt Gotha des Herzogtums Sachsen-Coburg-Gotha, wo er von 1866 bis 1871 als ehrenamtlicher Senator für das Bauwesen der Stadtverwaltung wirkte. In seiner ersten Gothaer Schaffenszeit profilierte er sich als Architekt privater Villenarchitektur und erhielt nach 1871 viele Aufträge für repräsentative Gebäude. Zu seinen größten Aufträgen gehörte die Konzeption der Gothaer Bahnhofstraße samt Bebauung.

1874 wurde er zum Mitglied der Königlichen Akademie der Künste in Berlin ernannt, 1875 wurde er Ehrenmitglied der Amsterdamer Bauakademie. 1876 wurde ihm die 1. Medaille auf der Kunstausstellung in München verliehen. Er war Mitglied der Gothaer Freimaurerloge Ernst zum Compaß.

Bohnstedt fand seine letzte Ruhestätte auf dem Gothaer Friedhof IV. Bei dessen Beräumung im Jahre 1951 wurde der Grabstein Bohnstedts gesichert, der heute (allerdings ohne den ihn einst krönenden Aufsatz) im Ehrenhain auf dem Hauptfriedhof steht. An der Rückseite des Grabsteins lehnt eine Gedenktafel für die Tochter Ida.

Die Stadt Gotha benannte eine Straße im Westen der Stadt zu Ehren des Architekten in „Bohnstedtstraße“.

Stadttheater in Riga, ca. 1875
Grabstein auf dem Hauptfriedhof Gotha

Zu den von Bohnstedt entworfenen Bauten und Denkmälern gehören:

  • Die Stadt Gotha benannte die in Gotha-West bis 1945 nach einem General im deutsch-französischen Krieg 1870/71 „Werderstraße“ genannte Straße in „Bohnstedtstraße“ um.
  • Ludwig Bohnstedt †. In: Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 2, 1885, S. 15 (zlb.de).
  • „F.“: Ludwig Bohnstedt †. In: Deutsche Bauzeitung, 1885, 19. Jahrgang, Nr. 5 (vom 17. Januar 1885), S. 26–28 (und Porträt auf S. 29), Nr. 6 (vom 21. Januar 1885), S. 33–35 (Fortsetzung), Nr. 7 (vom 24. Januar 1885), S. 38–42 (Schluss); tu-cottbus.de (PDF).
  • Max BerbigBohnstedt, Ludwig. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 47, Duncker & Humblot, Leipzig 1903, S. 84–87.
  • Dieter Dolgner: Architektur im 19. Jahrhundert. Ludwig Bohnstedt, Leben und Werk. Böhlau, Weimar 1979.
  • Helmut Roob, Günter Scheffler: Bohnstedt, Ludwig Franz Carl. In: Dies.: Gothaer Persönlichkeiten. Taschenlexikon. 2. Aufl., RhinoVerlag, Ilmenau 2006, ISBN 3-932081-37-4, S. 23f.
  • Ulrike Eydinger, Dieter Dolgner (Hrsg.): Ludwig Bohnstedt – der Architekt als Künstler. Mitteldeutscher Verlag, Halle a.S. 2022, ISBN 978-3-96311-693-3.
Wikisource: Ludwig Bohnstedt – Quellen und Volltexte
Commons: Ludwig Bohnstedt – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Helmut Roob, Günter Scheffler: Gothaer Persönlichkeiten, S. 23, ISBN 3-932081-37-4, Rhino-Verlag, 2. Auflage 2006
  2. Von ihr gibt es im Museum für Regionalgeschichte und Volkskunde in Gotha unter der Inventar-Nummer 11866 eine Zeichnung aus dem Jahr 1875.
  3. Olga Sonntag: Villen am Bonner Rheinufer 1819–1914. Bouvier Verlag, Bonn 1998, ISBN 3-416-02618-7, Band 1, S. 191 ff. (zugleich Dissertation Universität Bonn, 1994)
  4. Das 6. Thüringische Infanterie-Regiment Nr. 95. GenWiki.