Julius Brill

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Julius Brill (* 28. August 1816 in Breslau; † 19. Oktober 1882 in Brooklyn) war ein früher Vertreter der deutschen Arbeiterbewegung und Mitglied der preußischen Nationalversammlung. Nach der Revolution von 1848/49 emigrierte er als Forty-Eighter in die Vereinigten Staaten, wo er als Daguerreotypist beziehungsweise Fotograf tätig war.

Julius Brill hat sich längere Zeit in London und Paris aufgehalten, um sich im April 1843 als Daguerreotypist in Breslau niederzulassen.[1] Ein Jahr später teilte er seinen Kunden in französischer Sprache als „Jules Brill“ mit, dass er 300 Platten aus Paris erhalten habe.[2] Brill hatte sich im Sommer in Salzbrunn aufgehalten.[3] Es ist anzunehmen, dass er weitere Orte in der Umgebung von Breslau bereist hat, um Daguereotypien aufzunehmen. Im Oktober verlegte er sein Atelier an den Ring 42, Ecke Schmiedebrücke. Im Laufe des Jahres 1846 hat Brill sein Atelier aufgegeben, denn er hatte sich mit Adolph Siegmund zusammengetan.

Brill war Druckergeselle oder Schriftsetzer von Beruf. Stark beeinflusst wurde er von den französischen Utopisten. Er engagierte sich zu Beginn der Märzrevolution führend im Breslauer Arbeiterverein und im demokratischen Verein. Am 26. März 1848 war er einer der Redner auf der großen Volksversammlung in Berlin. Er kritisierte dabei die Vornehmen und Reichen. „Für den Arbeiter thaten sie Nichts, für den Arbeiter, der ihnen doch Alles, von ihrem Unterhalte bis auf ihren Luxus schaffte. [...] Der Arbeiter aber ist die Grundlage der Gesellschaft, und weil diese jetzt geändert ist, muss die ganze Gesellschaft [...] umgestaltet werden.“[4]

Er wurde als einer der wenigen Juden und auch als einer der wenigen Arbeiter in die preußische Nationalversammlung gewählt. Er gehörte der Linken an. Er nahm sowohl am ersten Arbeiterkongress in Berlin wie auch am zweiten Demokratenkongress teil. Auf einer Arbeiterversammlung in Berlin stellte er einige politische Forderungen auf, die dem König übermittelt werden sollten. Dazu zählte die Forderung nach Lohnerhöhungen durch gütliche Übereinkunft mit den Arbeitgebern, Kürzung der Arbeitszeit zu Gunsten von öffentlich bezahlter Volksbildung, eine sparsame Regierung, allgemeines Wahlrecht und die Bildung eines Arbeitsministeriums.

Im Zuge der Gegenrevolution in Preußen ging er zunächst nach Baden und 1849 emigrierte er nach New York City. Dort ließ er sich als Daguerreotypist beziehungsweise Fotograf nieder. Von ihm sind verschiedene Fotografien bekannter amerikanischer Persönlichkeiten, wie etwa Carl Schurz oder Fitz Hugh Ludlow, erhalten.[5] In New York engagierte er sich in der dortigen Deutschen Gesellschaft.[6]

Einzelnachweise

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  1. Anzeige: Lichtbilder–Portraits. In: Breslauer Zeitung. 26. April 1843, № 97, S. 748. (Das Atelier lag im Garten der Berüder Monhaupt, Gartenstr. 4)
  2. Portraits au Daguerréotype, … In: Breslauer Zeitung. 8. März 1844, Beilage zu Nr. 58 der Breslauer Zeitung, S. 485
  3. Anzeige: Lichtbilder–Portraits. In: Breslauer Zeitung. 22. August 1844, Nr. 196, S. 1696
  4. Rüdiger Hachtmann: Vom Stand zur Classe. Selbstverständnis und Sprachverhalten von Arbeitern und Gesellen, Unternehmern und Meistern in der Berliner Revolution. In: Christian Jansen/Thomas Mergel (Hrsg.): Die Revolutionen von 1848/49. Göttingen, 1998 S. 83
  5. Trow's New York City Directory. J. F. Trow. via Google Books, 29. Dezember 1865;.
  6. Jahresbericht und Mitgliederverzeichnis der Deutschen Gesellschaft der Stadt New York am 16. Januar 1860. New York, 1860, S. 24, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DfqQ6AAAAcAAJ~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3DPA24~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D
  • Jacob Toury: Die politischen Orientierungen der Juden in Deutschland (= Leo Baeck Institut London [Hrsg.]: Schriftenreihe wissenschaftlicher Abhandlungen des Leo Baeck Instituts. Band 15). Mohr Siebeck, Tübingen 1966, DNB 458435570, S. 80.