Johann Bauersachs

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Johann Bauersachs

Johann Bauersachs (* 22. April 1966 in Karlsruhe) ist ein deutscher Internist, Kardiologe, Intensivmediziner, Universitätsprofessor an der Medizinischen Hochschule Hannover und dort Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie. Er ist bekannt für seine wissenschaftlichen Beiträge auf den Gebieten Akutes Koronarsyndrom, Linksventrikuläre Heilung und Remodeling nach Ischämie sowie akute und chronische Herzschwäche.

Nach dem Studium der Humanmedizin und Promotion an der Universität Freiburg 1993 war Bauersachs wissenschaftlicher Mitarbeiter und Assistenzarzt an der Medizinischen Klinik IV und am Institut für kardiovaskuläre Physiologie des Universitätsklinikums Frankfurt und an der II. Medizinischen Klinik, Universitätsklinikum Mannheim. Am Universitätsklinikum Würzburg habilitierte sich Bauersachs 2001 für das Fach Innere Medizin und erhielt die Venia legendi. 2008 erfolgte die Ernennung zum apl. Professor und Leitenden Oberarzt der Medizinischen Klinik I des Universitätsklinikums Würzburg. Seit 2010 ist Bauersachs W3-Professor und Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie an der Medizinischen Hochschule Hannover.

Wissenschaftlicher Beitrag

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Die wissenschaftliche Tätigkeit von Bauersachs konzentrierte sich zunächst auf die für die Regulation des Blutdrucks und der Organperfusion entscheidende endothelabhängige Dilatation der Blutgefäße.[1] Er erforschte die endotheliale Dysfunktion bei Herzinsuffizienz und die chronischen Umbauprozesse (Remodeling) des Myokards nach experimentellem Myokardinfarkt in Ratte und Maus. Erstmals gelang der Beweis einer positiven Beeinflussung des linksventrikulären Remodelings nach Myokardinfarkt durch Behandlung mit Statinen.[2] Die Forschungstätigkeit erstreckte sich auch auf klinische Untersuchungen zur Verbesserung der Therapie mit MR-Antagonisten bei Herzinfarkt sowie Herz- und Niereninsuffizienz.[3]

Zusammen mit T. Thum entstanden grundlegende Arbeiten zur Rolle von nicht-kodierenden RNA, insbesondere microRNA, bei Herz- und Gefäßkrankheiten,[4] welche auch zu Patenten zur Behandlung von Herz- und Gefäßkrankheiten führten. Erstmals wurde die Bedeutung von microRNAs für das fötale Reprogramming der Genexpression bei Herzinsuffizienz gezeigt[5] sowie die erste Anwendung eines Antagomirs zur Behandlung der Herzinsuffizienz im Tiermodell durchgeführt.[6] Diese Forschungstätigkeit setzt Bauersachs im Exzellenzcluster REBIRTH an der Medizinischen Hochschule Hannover fort.[7] Schwerpunkt war die Translation in die klinische Anwendung[8] sowie die große Endpunktstudie DIGIT-HF.[9]

Neben der Forschungstätigkeit leistete Bauersachs auch Beiträge zur wissenschaftlichen Forschung als Mitherausgeber und Gutachter für medizinische und naturwissenschaftliche Fachzeitschriften, als Organisator von Kongressen und als Kommissionsmitglied/Gutachter für internationale Institutionen der Wissenschaftsförderung wie die Deutsche Forschungsgemeinschaft (seit 2012 als Fachkollegiat), INSERM (Frankreich), ANR (Frankreich), Wellcome Trust (UK), die Deutsche Herzstiftung, und die EU.

Mitgliedschaften in wissenschaftlichen Vereinigungen

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Bauersachs ist Board Member der Heart Failure Association (HFA)[10] der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) und Chair der HFA-Study Group on Peripartum Cardiomyopathy. In der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie sowie in der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin ist er Mitglied der Programmkommissionen. Außerdem ist er Vorsitzender von ESAC Deutschland, Verein zur Förderung der Aldosteronforschung,[11] sowie einer der Koordinatoren der EU-geförderten COST Action ADMIRE (Aldosterone and Mineralocorticoid Receptor).[12] Bauersachs ist Mitglied der Editorial Boards von Hypertension,[13] Cardiovascular Research, Basic Research in Cardiology[14] sowie Clinical Research in Cardiology.[15] Bauersachs ist interventioneller Kardiologe mit besonderen Interessen in akuten Koronarsyndromen, linksventrikulären Heilungs- und Remodelingprozessen, akuter und chronischer Herzinsuffizienz sowie Intensivmedizin. Bauersachs ist seit 2012 Fachkollegiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Zwischen 1999 und 2010 war er wissenschaftlicher Sekretär der Sonderforschungsbereiche 355 und 688 an der Universität Würzburg. Im Exzellenzcluster REBIRTH (From Regenerative Biology to Reconstructive Therapy) ist er Mitglied des Steering Committees und Area Manager. Bauersachs ist seit 1. Oktober 2016 Sprecher der von der DFG geförderten Klinischen Forschergruppe KFO311 „(Prä-)terminales Herz- und Lungenversagen: mechanische Entlastung und Reparatur“.[16]

  • 2001 Oskar-Lapp-Preis der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie
  • 2004 Albert-Fraenkel-Preis der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie
  • 2006 Parmley-Preis des American College of Cardiology
  • 2012 Bernard and Joan Marshall Distinguished Investigator Award, British Society for Cardiovascular Research

Bauersachs veröffentlichte mehr als 300 wissenschaftliche Fachartikel (Stand Dez. 2016).

Einzelnachweise

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  1. J. Bauersachs, R. Popp, M. Hecker, E. Sauer, I. Fleming, R. Busse: Nitric oxide attenuates the release of endothelium-derived hyperpolarizing factor. In: Circulation. 1996.
  2. J. Bauersachs, P. Galuppo, D. Fraccarollo, M. Christ, G. Ertl: Improvement of left ventricular remodeling and function by hydroxymethylglutaryl coenzyme a reductase inhibition with cerivastatin in rats with heart failure after myocardial infarction. In: Circulation. 2001.
  3. J. Bauersachs, F. Jaisser, R. Toto: Mineralocorticoid Receptor Activation and Mineralocorticoid Receptor Antagonist Treatment in Cardiac and Renal Diseases. In: Hypertension. 65, 2015, S. 257–263.
  4. T. Thum, P. Galuppo, C. Wolf, J. Fiedler, S. Kneitz, L. W. van Laake, P. A. Doevendans, C. L. Mummery, J. Borlak, A. Haverich, C. Gross, S. Engelhardt, G. Ertl, J. Bauersachs: MicroRNAs in the human heart: A clue to fetal gene reprogramming in heart failure. In: Circulation. 116, 2007, S. 258–267.
  5. T. Thum, P. Galuppo, C. Wolf, J. Fiedler, S. Kneitz, L. W. van Laake, P. A. Doevendans, C. L. Mummery, J. Borlak, A. Haverich, C. Gross, S. Engelhardt, G. Ertl, J. Bauersachs: MicroRNAs in the human heart: A clue to fetal gene reprogramming in heart failure. In: Circulation. 116, 2007, S. 258–267.
  6. T. Thum, C. Gross, T. Fischer, J. Fiedler, S. Just, W. Rottbauer, M. Bussen, P. Galuppo, S. Frantz, M. Castoldi, M. Muckenthaler, J. Soutschek, V. Koteliansky, A. Rosenwald, J. Bauersachs*, S. Engelhardt*: MicroRNA-21 contributes to myocardial disease by stimulating MAP kinase signalling in fibroblasts. In: Nature. 456, 2008, S. 980–984. *joint senior authors
  7. REBIRTH „From Regenerative Biology to Reconstructive Therapy“ (MHH) Exzellenzcluster bei mh-hannover.de, abgerufen am 19. August 2019.
  8. A. Haghikia, Edith Podewski, D. Berliner, K. Sonnenschein, D. Fischer, C. E. Angermann, M. Böhm, P. Röntgen, J. Bauersachs, D. Hilfiker-Kleiner: Rationale and design of a randomized, controlled multicentre clinical trial to evaluate the effect of bromocriptine on left ventricular function in women with peripartum cardiomyopathy. In: Clin Res Cardiol. 1. Mai 2015.
  9. U. Bavendiek, L. Aguirre Davila, A. Koch, J. Bauersachs: Assumption versus evidence – the case of digoxin in atrial fibrillation and heart failure. In: Eur Heart J. pii, Jan 2017, ehw577 2016.
  10. escardio.org: Heart Failure Association of the ESC (Memento vom 11. Juli 2017 im Internet Archive) (englisch)
  11. ESAC Deutschland
  12. admirecost.eu: Cost Action BM1301 (Memento vom 23. April 2017 im Internet Archive) (englisch)
  13. Hypertension
  14. Basic Research in Cardiology
  15. CRC
  16. KFO311