Benutzer:Otto Gutland/Artikelentwurf

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"Maximalismus (als Lebensstil)"

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Synonym: "Aufwendiges Leben" - englisch "complex living" bezeichnet einen Lebensstil, der auf maximalen Besitz und Erwerb von Materie ausgerichtet ist. Die bewußte, permanente und expansive Suche nach maximaler persönlicher Aneignung von Materie gilt als wichtigestes Anliegen des Lebens.

Antonym zu "Einfaches Leben" = Minimalismus als Lebensstil.

Beim Maximalismus als Lebensstil wird darauf geachtet, an Besitz und Erwerb immer größere Ansprüche zu stellen, ohne dies näher auf Sinnhaftigkeit, Notwendigkeit und Folgen zu hinterfragen. Die Entscheidung den persönlichen Besitz zu vergrößern und zu verbessern macht das Leben und den Alltag komplexer. Man gibt sich nicht zufrieden mit dem "angeblich" notwendigen und nimmt in Kauf immer mehr Materie zu wollen und damit nie zufrieden zu sein. Der Lebensstil ist von der grundliegenden Haltung geprägt immer mehr Dinge zu besitzen, ohne Rücksicht auf die Belastung der Umwelt durch Anschaffung, Pflege und Entsorgung. Dieser materiell bewußt anspruchsvolle Lebensstil weist mitunter verschwenderische Züge auf (Siehe "Hedonismus").

Die Anhäufung von persönlicher Besitz kann vom "Aufwendig Lebenden" grundsätzlich in allen Lebensbereichen angestrebt werden, der Begriff hat ausgehend vom "Maximalismus als Einrichtungsstil" weitere Verbreitung gefunden

Beweggründe und Praxis:

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Der Besitz und zusätzliche Erwerb von Materie als wichtigstem Anliegen des Lebens erfolgt zur privaten Beschäftigung, zur persönlichen Zerstreuung und zur Steigerung des Prestiges. Der Vergleich des eigenen Besitzes mit dem größeren und wertvolleren anderer Menschen ist der erste offensichtliche Schritt hin zum Maximalismus. Dies geschieht mit der Absicht auch selbst mehr, größere, und hochwertigere private Dinge ( "Up-Grade") zu besitzen. Dabei finden persönliche Listen oder andere Strategien ( Zeit- / Etappenziele ) Verwendung, um die gewünschten Gegenstände zu sortieren und vor allem zu priorisieren. Hierbei wird von den so lebenden versucht, möglichst alle bereits erworbenenen Gegegenstände zu behalten, nichts zu verkaufen, Lager anzulegen, Dinge möglichst geschenkt oder systematisch günstiger zu bekommen, um so noch mehr davon erwerben zu können ( umgangssprachlich als "Schnäppchenjäger" bezeichnet ). Die Menschen sind bereit - ohne weiteren äußeren Grund - mehrmals im Leben in ein größeres und exklusiveres Zu Hause umzuziehen oder zusätzliche Wohnsitze zu begründen, um den erweiterten Wohnraum mit weiterem Besitz auszustatten und aufzufüllen.

Berufliche, private und soziale Konsequenzen

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Die Erhöhung von Arbeitszeit und Verdienst wird vom Maximalisten angestrebt, um seinen expansiven Lebenstil intensiver auszuleben. Hierbei werden Nebentätigkeiten, Umzüge, Arbeitsplatzwechsel und Umschulungen in Kauf genommen. Bei Familie, Freunden, Nachbarn und Vereinen neigen Menschen dieses Lebensstils dazu, andere zunehmend rein funktionalistisch in Ihr persönliches Netzwerk einzugliedern, um sich mehr Materie oder erweiterte Verdienstmöglichkeiten zu erschließen. Fürsorge, soziales Engagement und menschlicher Zusammenhalt treten als persönliche Werte eher in den Hintergrund, für sie steht auch keine Zeit mehr zur Verfügung. Der Bezug zu sozialem Verhalten, menschlichen Bindungen und persönlicher Kreativität gerät in den Hintergrund und wird gegebenenfalls auf spätere Lebensphasen zurückgestellt.

Soziologische und sozial-psychologische Analysen und Bewertungen

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Der Soziologe Herbert Marcuse bewertet 1964 den für ihn nur vordergründig anspruchsvollen "Aufwendig Lebenden" der fortgeschrittenen Industriegesellschaft als "Gefangenen seiner Eindimensionalität". Er sei eingebunden in wirtschaftliche, politische und geistige Unfreiheit. Das maximale Streben nach Besitz und Erwerb entfremde ihn dauerhaft von seinen echten menschlichen Bedürfnissen. Der maximalistisch lebende Mensch des Industriellen Zeitalters, sei ein "im Grunde unglückliches Wesen." [1]

Der Sozial-Psychologe Harald Welzer beschreibt in diesem Zusammenhang 2011 einen "nach innen verlegten Maximalismus des Menschen." [2] Er belegt die Wirkung der industriellen Revolution als Ursache für die weitverbreitete Zuwendung des modernen Menschen zu einer zunehmend aufwendigen Lebensführung:

"Der ( ökonomische ) Maximalismus erzeugt einen wachsenden Druck, auch mit sich selbst und seinem Leben ökonomisch umzugehen." [2] "Wer seiner eigenen Lebenszeit das Maximale abgewinnen muss...hat nur noch sein eigenes einzelnes Leben. Auch darum gilt es möglichst viel aus der verfügbaren Lebenszeit zu machen, möglichst viel Zeit zu sparen, zu nutzen, zu akkumulieren". [2]

Zusammenfassung

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Der maximalistisch Lebende will somit monokausal in seiner beschränkten Lebenszeit die maximal mögliche persönliche Materie akkumulieren.

Gegenströmungen zum "Aufwendigen Leben" werden als Lebensstil unter dem Begriff "Einfaches Leben" oder "Minimalismus" zusammengefaßt.

(Quelle: H.Marcuse , "Der Eindimensionale Mensch, Buch 1964 )

(Quelle: H.Welzer: "Ohne jede Bodenhaftung", Beitrag: SZ- magazin - Heft 50 /2011 )

  1. H.Marcuse: Der Eindimensionale Mensch. 1964.
  2. a b c H.Welzer: Ohne jede Bodenhaftung. Beitrag, Heft 50 /2011. SZ- magazin, München.