Benutzer:Rafael Zink/Baustelle/1

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Die Liste der Billardkuriositäten und Legenden führt eine unvollständige Auflistung von seltsamen Begebenheiten und Legenden im Billardsport auf, quer durch Zeitepochen und Disziplinen/Spielarten.

Die Hagenlocher-Capablanca-Legende

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[1][2]

Als der deutsche Weltmeister Erich Hagenlocher sich zum Jahreswechsel 1922/23 in Monte Carlo aufhielt, wohnte der kubanische Schachweltmeister José Raúl Capablanca zusammen mit ihm im gleichen Hotel. Der schach- und billardbegeisterte Hotelbesitzer erkannte seine Chance und arrangierte ein Schach-Billard-Match zwischen den beiden Weltmeistern. Diese sagten auch zu und das Match wurde auf den 31. Dezember 1922 angesetzt. Der Besitzer hatte sich mit seiner Einschätzung nicht vertan, und sein Haus war an dem Abend das bestbesuchteste in der monegassischen Hauptstadt. Die Bedingungen waren schnell ausgehandelt und so gab Hagenlocher bei einer Partie auf 100 Punkte seinem Kontrahenten eine Vorgabe von 75, der seinerseits auf seinen Damenturm verzichtete.

Zuerst wurde Billard gespielt. Capablanca, der selber ein guter Billardspieler war, konnte trotz des gewaltigen Vorsprungs von 75 Punkten am Ende mit 94:100 nur noch seine Niederlage eingestehen. Seine Revanche erhielt er jedoch am Brett mit den 64 schwarzen und weißen Feldern und konnte diesmal ebenso überzeugend gewinnen, wie vor ihm Hagenlocher.

Ob und dass dieses Match jemals stattgefunden haben soll, muss jedoch stark bezweifelt werden. Das Online-Portel „Chess History“ hatte diesbezüglich zu einer öffentlichen Klärung aufgefordert. Auslöser war ein Beitrag im jugoslawischen Schachmagazin „Šahovski Glasnik“ vom Oktober 1982. In äußerst gegensätzlichen und widersprüchlichen Antworten zu diesem Artikel kann man zu dem Schluss kommen, dass die Begegnung nie stattgefunden hat. Ein Herr Müller aus Deutschland schrieb, dass es sich wohl um einen Silvesterscherz der Zeitung Die Welt (Hans Klüvers Kolumne) aus dem Jahre 1951 handelt. David Hooper aus dem englischen Bridport schrieb, dass sich Capablanca gewohnheitsgemäß zu Weihnachten auf Kuba bei seiner Familie aufhielt. Herr Kleinhenz aus Deutschland übersandte eine Ausgabe des Magazins Faschingsschach der Welt (Siegfried Engelhardt Verlag, Berlin-Frohnau, 1963) in der auf Seite 15 der Silvesterscherz aufgelöst wird, mit Hinweis darauf, dass die Deutsche Schachzeitung dies fälschlicherweise in ihrer Ausgabe vom Dezember 1951 als Tatsachenbericht abgedruckt hatte.

Die Legende hält sich jedoch immer noch am Leben. So druckte „The Batsford Book of Chess Records“ (London) 2005 diese Begegnung erneut ab, ohne zu wissen, dass es sich dabei um eine Fälschung handelt. Astrid Hager, von der Online-Ausgabe des „Cigar Clan“, schrieb  ebendies in ihrer Ausgabe vom 4.März 2006.[3] In der Ausgabe 247 des „billard“-Magazins wird sie erneut erwähnt, dort aber nicht als Tatsachenbericht, sondern in der Rubrik „Damals“.

Das Schachspiel hat aber tatsächlich stattgefunden, und zwar im April 1880, als ein Herr Hoffer eine „Wiener Eröffnung“ ohne Damenturm spielte (Chess Monthly, Mai 1880, Seite 276; Ellis’ Chess Sparks , Seite 86; nennt als Datum April 1880).

Der längste Stoßversuch

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1986, es war bei der EM, als Gert Tiedtke (Bruder des Weltmeisters August Tiedtke) den längsten Stoßversuch verursachte. Er setzte zum Stoß an und fuhr ins Tuch, die Reparatur dauerte 15 Minuten. Als er zum zweiten Versuch ansetzte fiel unerwartet das Licht aus und er fuhr erneut ins Tuch – nochmals 15 Minuten Reparatur. Beim dritten Versuch zersprang ihm dann der Elfenbeinball![4]

Titelgewinn ohne Pomeranze

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Als Johann Scherz 1965 im Finale der Cadre 71/2-Weltmeisterschaft im spanischen Huelva gegen den Lokalmatador José Gálvez Manzano stand, riss ihm beim vorletzten Punkt die Pomeranze ab, was er nicht bemerkte. Siegfried Spielmann, ein deutscher Spieler, sah dies und rief ihm zu: „Johann, deine Pomeranze ist ab.“ Die Botschaft vernahm Scherz jedoch nicht und gewann das Match und damit den Weltmeistertitel, auch ohne Pomeranze.[5]

Alkoholdoping? Damals erlaubt!

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Bei der Dreiband-Europameisterschaft 1935 in Amsterdam stand es in der Begegnung zwischen dem Österreicher Franz Engl und dem Niederländer Carel Koopman bei einer Partie auf 50 Punkte 46:32 zu Gunsten Engls und die Partie schien für den Holländer aussichtslos verloren. Da für ihn die Partie schon gelaufen zu sein schien, rief er nach dem Ober - damals durfte bei den Turnieren noch geraucht und Alkohol getrunken werden - und bestellte einen „doppelten Cognac“. Dieser wurde ihm serviert, er stürzte ihn in einem Zuge runter, ging an den Tisch und machte 6 Punkte; Engl, etwas verdutzt, 0 Punkte. Koopman orderte, wohl Hoffnung schöpfend, erneut einen „Doppelten“ beim Ober, das Publikum feuerte den Lokalmatador inzwischen mit Sprechchören an: „Koopman, Koopman, Koopman…“. Wieder trank er auf ex, ging an den Tisch und spielte erneut 6 Punkte. Das Publikum stellte sich auf die Stühle und grölte weiter: „Koopman, Koopman…“, der Ober kam unterdessen mit der Cognacflasche zum Tisch, Koopman nahm einen kräftigen Zug daraus und spielte danach 1, 2, nochmal 2 und den letzten Ball. Er hatte die 50 erreicht und das Match gewonnen, während ein konsternierter Engl mit den immer noch 46 Punkten stehen blieb.[6]

Durchschnitt ist (nicht) alles

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Der Niederländer Bert Wevers wurde bei der Dreiband-Europameisterschaft 1949 mit einem Generaldurchschnitt (GD) von 0,522 Letzter des Turniers. Im Folgejahr konnte er den GD um 62 Tausendstel steigern und gewann mit 0,584 und 1951 steigerte er seinen GD um weitere 9 Tausendstel auf 0,593 und wurde … wieder Letzter![4][7]

Poolbillard mal anders

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In einem Wiener Kaffeehaus, dort stehen üblicherweise auch Billardtische, liefen zwei junge Burschen zu einem Spiel auf. Sie hatten sogar eigene Queues und Bälle dabei. Nach zehn Minuten verließen sie enttäuscht über den „schlechten Zustand“ des Tisches das Café wieder. Sie bemängelten die „zu kleinen“ Ecktaschen und die fehlenden Mitteltaschen. Ihnen war nicht aufgefallen, dass sie an einem Seifert-Caramboltisch gespielt hatten und die Ecktaschen die sogenannten „Staublöcher“ zum Reinigen des Tisches waren.[8]

Als er anlässlich der Weltmeisterschaft 1939 in den USA war, erhielt er mehrere Angebote zu bleiben; zum einen, weil die Spieler seine Art zu spielen mochten, zum anderen mit der Aussicht, mehr Geld zu verdienen als in Deutschland. Er tat dies nicht und kehrte zurück nach Deutschland, wo er von seinen Erfahrungen berichtete. Einer der Zuhörer denunzierte Tiedtke beim Reichssportführer, woraufhin ihn dieser für zwei Jahre vom Billard sperrte.[9]

Laurent Boulanger

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Aufgrund seiner Körpergröße von rund zwei Metern wurde er auch „der lange Belgier“ genannt. Bei einer Dreiband-EM fand er eine Spielsituation vor, bei der alle Bälle in einer Art Perlschnur direkt an der Bande lagen, der Spielball in der Mitte. Als erfahrener Artistiquespieler löste er die verzwickte Situation durch einen Piqué mit -zig Bandenberührungen. Dabei stellte er sich auf die Zehenspitzen und tippelte mit in Richtung Ball III. Das Publikum quittierte diese Showeinlage mit Klatschen und, ob der lustigen Bewegung, mit einer Lachsalve. Alle waren begeistert, nur Georges Troffaes, Präsident des Weltverbandes UMB nicht: Er sperrte Boulanger daraufhin für einige Zeit.[10]

Tod durch Billard (Duell)

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1843 gerieten in Maisonfort (Seine et Oise) Monsieur Mellant und Monsieur Lefant nach einer Partie Billard schwer aneinander. Sie duellierte sich sofort, jedoch nicht mit der Muskete, sondern mit Billardbällen. Monsieur Mellant durfte als erster dem anderen die rote Kugel an den Kopf werfen. Er warf so hart, dass Monsieur Lefant auf der Stelle tot umfiel.[4]

Der handlose Spieler

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Der US-Profi George H. Sutton (1870–1938, Spitznamen: Der handlose Spieler, Mr. Handless), verlor als 8-Jähriger bei einem Arbeitsunfall in einem Sägewerk beide Unterarme und gehörte zu seiner Zeit dennoch zu den sechs stärksten Spielern der Welt. Später stellte er noch einen Weltrekord im Cadre auf und spielte erfolgreich gegen Billardgrößen wie Willie Hoppe.[4][11]

Geheimer Spielort

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Man kann sich viele Orte vorstellen, an dem ein Billardtisch stehen könnte. Aber wahrscheinlich die wenigsten würden auf den Vatikan kommen. Papst Pius X. ließ den Tisch aufstellen, an dem später Kardinal Tisserand oft Dreiband spielte: “Das Dreibandspiel ist das Abbild der biegsamen Politik des Vatikans, die ebenfalls auf den unerwartetsten Wegen zum Ziel kommt.” (Zitat Tisserand)[4]

Das letzte Spiel

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Die schottische Königin Maria Stuart beklagte sich während ihrer Inhaftierung in einem Brief darüber, dass man ihr den Billardtisch weggenommen habe. Vor ihrer Enthauptung gestand man ihr noch ein letztes Billardspiel zu.[12]

Königliche Ertüchtigung

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1781 musste König Ludwig XIV. zur körperlichen Ertüchtigung Billard spielen. Das Billardspiel war damals noch harte Arbeit, da der Queue, wie man den Spielstock bezeichnet, mehrere Kilogramm wog (heute ca. 450 g) und der Tisch sehr viel größer war als heute.[12]

Einzelnachweise

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  1. Edward Winter : A Chess-Billiards Concoction. Chess History.com, archiviert vom Original am 8. November 2012; abgerufen am 5. Juli 2012 (englisch).
  2. Heinrich Weingartner: billard. Nr. 247. Verlag Weingartner, 2012, ZDB-ID 1087098-2, S. 41.
  3. http://www.de.cigarclan.com/articles/2006/3/04/
  4. a b c d e Wussten sie über Billard schon, dass … auf BSC-Girbelsrath.de. Abgerufen am 5. September 2012.
  5. Heinrich Weingartner: 80 Jahre Billard Sportverband Österreich: 1931–2011. Hrsg.: BSVÖ. Verlag Weingartner, Wien 2011, OCLC 760133467, S. 92.
  6. Dieter Haase/Heinrich Weingartner: Enzyklopädie des Billardsports. 1. Auflage. Band 2. Verlag Heinrich Weingartner, Wien 2009, ISBN 978-3-200-01489-3, S. 869.
  7. Dieter Haase/Heinrich Weingartner: Enzyklopädie des Billardsports. 1. Auflage. Band 2. Verlag Heinrich Weingartner, Wien 2009, ISBN 978-3-200-01489-3, S. 871.
  8. Heinrich Weingartner: billard. Nr. 248. Verlag Weingartner, 2012, ZDB-ID 1087098-2, S. 3.
  9. Tiedtke Auszug (Seiten 154–162) aus Geschichte vom Band von Sabine Gerasch; Verlag: Gruyter; Auflage: 1., 997 (8. Oktober 1997); ISBN 3110152746
  10. Dieter Haase/Heinrich Weingartner: Enzyklopädie des Billardsports. 1. Auflage. Band 2. Verlag Heinrich Weingartner, Wien 2009, ISBN 978-3-200-01489-3, S. 884.
  11. Kurzbiografie auf Tacoma Public Library. Abgerufen am 10. November 2012.
  12. a b Die Geschichte des Billardsports. Billardschule Thun, Schweiz, archiviert vom Original am 10. November 2012; abgerufen am 6. November 2012 (deutsch).